Das tiefblaue Mittelmeer überzeugt die Sommerurlauberin und den Sommerurlauber durch seine beeindruckende Farbe, Flüchtende in den Fluten holt es ein mit seiner gefährlichen Tiefe. Es bedarf vermutlich eines besonderen Auslösers, die Entscheidung zu treffen, sich auf eine gefährliche Reise zu begeben, an deren Ende womöglich alles verlorengegangen ist: der Familienverbund, das soziale Umfeld, das eigene Haus, geliebte Gewohnheiten, die eigene Heimat. Menschen verlassen ihre gesunde und wohlwollende Heimat nicht aus „irgendeinem Grund“.

Im Januar 2014 fällt meine ganz persönliche Entscheidung in den Abendstunden eines arbeitsreichen Seminartages in Siegen: Ein Fernsehmagazin berichtet über „eine schwierige Lage in Kobane“ an der türkisch-syrischen Grenze. Menschen, geflüchtete Menschen, stapeln sich verzweifelt zu einer nicht mehr überblickbaren Masse, die meine Gefühle über dem eigenen Abendmenü einfrieren lassen. Wir sehen einander ähnlich, gehören der gleichen Spezies an – aber die dort und ich hier, die in dieser unerträglichen Misere, ich im Seminarhotel und vor einem Abendmenü, dessen Volumen für einen einzigen Menschen viel zu üppig erscheint. Was treibt Menschen in eine solch unerträgliche Misere?

Untätig bleiben – unmöglich.

Heimgekehrt in meine Wahlheimat suche ich die Geflüchteten-Einrichtung Am Moosfeld in München auf und erlebe, wie Fernsehbilder sich in einem kurzen Augenblick nachhaltig eindrucksvoll in eine reale Erfahrung verwandeln. Diese Menschenmassen, viele, offensichtlich aufgeregt, ein nervöses Durcheinander, traurige Gesichter, müde, gezeichnet, offen für einen menschlichen Kontakt, interessiert – ich komme schnell ins Gespräch, nie hatte meine mobile Übersetzungs-APP eine solche Bedeutung, viele Sprachen, viele Personen, viel Unterschiedliches, Afghanistan, Syrien, Afghanistan, Afghanistan, Syrien, Irak, Iran, Afghanistan. Bereits in genau diesem Moment erkenne ich womögliche Probleme im Land Afghanistan: Menschen aus Afghanistan sprechen 5(!) unterschiedliche Sprachen, keine Bedeutung mehr für die Übersetzungs-APP, „sprechen“, fühlen, mitfühlen, verstehen mit Armen und Beinen.

Ich entscheide als Unternehmer JETZT hilfreich sein zu wollen, ich werde 2 dieser Menschen in meinem Betrieb Kost und Logis anbieten – ein Tropfen auf den heißen Stein oder doch irgendwie mehr?

Schnell wird zu einer bedeutsamen Belastung, zwei Individuen individuell geholfen zu haben und an dem weltweiten Problem dennoch vorbeigelebt zu haben – in meiner Welt ist doch alles soweit in Ordnung.

2018 schließlich „haben wir große Teile der Herausforderung geschafft“ – die „Völkerwanderung“ setzt sich allerdings fort. In den Jahren seit 2014 mit unzähligen Geflüchteten gesprochen und im stetigen, alltäglichen, betrieblichen Austausch mit den neuen MitarbeiterInnen aus Afghanistan kristallisieren sich immer wieder die gleichen Probleme: Es fehlen Mittel, um JETZT den nächsten Schritt zu gehen, es fehlen finanzielle Mittel, um JETZT so wichtige Maßnahmen zu ergreifen, wie sie der Integrationswille fordert. Bereits nach wenigen Wochen verfügen Geflüchtete in Zentraleuropa über ein eigenes Bankkonto, in einigen Fällen wird ein solches sogar bereits durch Migrationsbehörden eingerichtet. Kapital, um das Bankkonto zu füllen, existiert nicht, große Summen wurden durch die Migrantinnen und Migranten unter anderem an Fluchthelferinnen und Fluchthelfer ausgezahlt. Bei Bedarf bieten Banken Geflüchteten Finanzmittel über den Dispositionskredit an. Zinsbelastungen zu einem solchen Darlehen liegen im Jahr 2018 zwischen 9,72 und 13,96 % Zinssatz.

Meine Idee ist geboren: Ich erfrage finanzielle Mittel bei Freundinnen und Freunden, Kolleginnen und Kollegen, Studentinnen und Studenten, lege die Finanzvolumina zu einem außerordentlichen Zinssatz von 10 % als -Privatdarlehen an und gebe sie schnell, direkt und privat an die Anfragende, an den Anfragenden weiter, um wichtige und zielführende Aufgaben damit JETZT zu bedienen. Gebraucht werden Finanzbeiträge für Dokumententransformationen, Sprachkurse, Wohnungsmobiliar, Reiseutensilien, einen deutschen, einen europäischen Führerschein, temporäre Mietsummenübernahmen und damit verbundene Kautionsgelder und viele „Kleinigkeiten“ mehr, die am Anfang eines neuen freiheitlich gelebten Alltages stehen mögen.

Sind derart ungeprüfte Geldsummenweitergaben „vernünftig“, werden entsprechende Volumina rückgezahlt, werden vertragliche Vereinbarungen eingehalten? Wen spreche ich zuerst an und erfrage eine Anlagesumme?

Lösung war eine langjährige -Studentin, die mit der Darleheneinlage von 40.000,00 Euro heute für das Projekt geradezu historische Bedeutung hat. Heute unterstützt dieser wunderbare Mensch bereits mit der sechsten Einlage die Vorhaben meines Projektes . Zum jetzigen Zeitpunkt ist aus der Empathie einer Mitmachenden die Emergenz von 37 besonderen Menschen geworden, Liebgewonnene, Partnerinnen und Partner, enge Freundinnen und Freunde, Vertraute, die den humanitären Spirit mit mir teilen. Die Einlagesumme ist im Jahre 2024 entsprechend groß.

Im Jahr 2024 feiert mein Projekt 6jähriges Bestehen und kann auf turbulenterfolgreiche Prozesse zurückblicken.  

Im Hinblick weiterer bedauerlicher Krisen auch in Europa, besteht in der Zwischenzeit mit einem -Engagement auch die Möglichkeit zum Belegen eines vergünstigten, abhängig vom Engagement auch kostenbefreiten, Studienganges in meiner Fernschule : „Studieren in der Krise“.